Schmorgerichte braucht jeder zwischendurch. Geschmortes Hühnchen erst recht. Scharf noch besser. Mein absolutes Lieblings-Hühnchen-Schmorgericht kommt ausnahmsweise nicht aus Korea, sondern aus Ostafrika. Doro Wot, das äthiopische Nationalgericht mit Injera – zum Reinlegen gut und so sozial. Nur fehlt mir dafür meist gutes, hausgemachtes Nitir Qibe, das geheimnisvoll gewürzte Butterschmalz.
Aber ich bleibe mir treu: Die koreanische Schmorvariante folgt ziemlich bald dahinter, sieht Doro Wot im fertigen Zustand relativ ähnlich und nennt sich Dak Dori Tang. Doch ich habe gelernt, mittlerweile wird der Name Dak Bokkeum Tang bevorzugt. Erstere (Dori) ist wohl die japanische Wortvariante und immer mehr Koreaner legen Wert auf die koreanische Bezeichnung. Da sind sie wie die Franzosen – stolz auf ihre Sprache. Man darf es ihnen nicht verdenken, wurde ihnen doch die Verwendung der eigenen Sprache jahrzehntelang verboten – die Wunden waren tief.
Dieses Gericht aus nur kurz geschmortem Hühnchen mit Kartoffeln in pikanter Soße kann mit oder ohne Gochujang gewürzt werden. Ich bevorzuge eindeutig Gochujang basierte Marinaden/Saucen wie bei Tteok Bokki oder scharfem Bulgogi, wenn ich die Wahl habe. Die Sauce sollte scharf und leicht süßlich schmecken, die Kartoffeln sehr weich sein und die Sauce gut aufgenommen haben.
Oftmals wird dieses Gericht flüssiger serviert, ich dagegen lasse die Flüssigkeit lieber stärker reduzieren, um eine sehr sämige Konsistenz zu erreichen. Aber dies ist nur mein persönlicher Geschmack und über Geschmack lässt sich herrlich leidenschaftlich streiten. Wie auch über weiße Socken in schwarzen Schuhen, die sich unterschwellig immer öfter in unser Blickfeld drängen und sich breite Akzeptanz erschleichen wollen…aber Socken und Subversion (gar subversive Socken) sind ein ganz anderes Thema. Hühnchen tragen ja allenfalls Manschetten…meine natürlich nicht (wer will schon so ein Ding um sein Fußgelenk).
Dak Bokkeum Tang aka Dak Dori Tang
Zutaten für ca. 4 Portionen (oder mehr als Banchan):
1 ganzes Huhn (ca. 1,2 -1,5 kg)
2 Zwiebeln, mittel
3-4 Kartoffeln, mittelgroß (nicht mehlig)
ca. 400 ml Wasser (oder mehr)
optional etwas Lauchringe/Lauchzwiebeln/grüne Chilischeiben
Marinade:
2 EL Gochujang (Paste)
4 EL Sojasauce
2 TL Gochugaru (Pulver)
2 Knoblauchzehen
½ Daumen großes Stück Ingwer
2 EL Soju – koreanischer Schnaps (notfalls Korn)
1-2 EL Zucker (nach Geschmack)
1 TL Sesam geröstet
2 TL dunkles Sesamöl (aus geröstetem Sesam)
Pfeffer, evtl. Salz nach Geschmack
Zubereitung:
- Fleisch waschen und trocken tupfen. Hühnerhaut komplett entfernen (aufheben, in Stücke schneiden, das Fett auslassen und anderweitig verwenden). In gewünschte Stücke teilen. Fleisch mehrfach einschneiden.
- Knoblauch und Ingwer schälen und fein hacken, mit restlichen Zutaten Marinade zusammen gut verrühren, Zwiebeln sehr grob würfeln, Kartoffeln nur vierteln. Alles zusammen mit dem Fleisch in einem breiten flachen Topf vermengen. 30 min. ziehen lassen.
- Den Topf erhitzen und alles kurz anbraten. Sofort mit Wasser ablöschen – bis alles etwas über Hälfte bedeckt ist. Zunächst auf hoher Hitze ca. 10 min kochen lassen.
- Hitze auf unteres Drittel runterschalten, mit Deckel köcheln lassen (mind. 20 min) bis das Fleisch und die Kartoffeln gar sind und die Sauce eine sämige Konsistenz erreicht hat. Zwischendurch vorsichtig umrühren, Flüssigkeit kontrollieren und evtl. wenig Wasser nachgießen. Die letzten Minuten ohne Deckel garen und die Soße leicht andicken lassen.
- Kurz vorm Servieren evtl. Lauchringe/Lauchzwiebeln/grüne Chilischeiben drüber streuen.
Tipps: Gochugaru (Chilipulver) nach gewünschtem Schärfegrad individuell regulieren. Ebenso Zucker. Wer das Fleisch weicher haben will, kann etwas mehr Wasser angießen und die Schmorzeit verlängern.